Freitag, 23. November 2012

Reiseberichte

 
Eine Reise nach Butiru                                   23. November 2012







Alle blauen Dächer rechts gehören zur Schule. Links hinten das Krankenhaus
 


Am 20. Oktober unternahm der Butiru-Freundeskreis eine Reise mit elf Personen nach Uganda. Man wollte gern mal die Arbeit vor Ort in Butiru kennen lernen. Der jüngste Teilnehmer war 19, die älteste 81 Jahre alt. Wir hatten uns vorab klar gemacht, dass dies nicht unbedingt eine komfortable Geschichte wird, jedoch hat Elisabeth Mwaka dafür gesorgt, dass das reguläre ugandische Leben für uns etwas abgemildert wurde. Nach dem Flug und nach der überaus herzlichen Begrüssung einiger mitgekommener "Würdenträger" der Schule, bekamen wir in einem Hotel ein wenig Zeit zum Erholen und frisch machen. Nach einem guten Frühstück ging es in Richtung Butiru über Jinja. In Jinja bildet der Viktoriasee eine der Nilquellen, die wir natürlich uns nicht entgehen ließen. Allerdings ist von der Ursprünglichkeit nicht mehr viel zu sehen. Man hat einen Damm gebaut, der Strom liefert, von den ehemaligen Stromschnellen nur mehr heftige Strudel erkennen lässt. Für die Touristen wird jede Menge Schnickschnack das niemand braucht, feilgeboten. Natürlich erkennt man mich von weitem als "Pushover", möchte mir mit bittenden Handbewegungen alles anbieten. Erstaunlich, ich bleibe hart und geh weg, mit schlechtem Gewissen. Aber ich brauchte das wirklich nicht...
Nach einer Mahlzeit Viktoriaseebarsch, mit den Fingern zu essen, Besteck nur auf Nachfrage, ging es in Richtung Butiru. Über den Verkehr, den Straßenzustand usw. ist hier oft und ausgiebig berichtet worden, das braucht keine weitere Erläuterung. Dennoch, es ist immer wieder ein Erlebnis und es wird einem klar, dass es nicht selbstverständlich ist, heil angekommen zu sein.
Vor 2 Jahren war ich hier, was ist neu seit dem?
Es wurde gebaut: Neue Klassenräume für die Kleinen und die Großen. Gebäude für die Genossenschaft, Unterstände für die Kuhherde, ein Haus für Moses, den Landwirt. Moses hat bisher bei den Kühen im Stall eine kleine Abseite bewohnt. Nun hat er geheiratet, wir waren anwesend bei der Hochzeit. Als Paar und dann wohl auch Familie ist die Kammer im Stall etwas sehr rustikal. So wurde fix ein Haus gebaut, komfortabel nach Butirustandard.
Moses (rechts) verhandelt mit Genossenschaftskundin
 
 
Die Scheune wurde von der Spende aus dem „"Run for Help" des Gymnasiums Hankensbüttel gebaut. Sie tut bereits ihren Dienst hervorragend. Da bei der Landbevölkerung Vorratswirtschaft nicht üblich ist und das Geld immer wieder knapp, wird die Ernte fast ganz für geringes Geld an fahrende Händler verkauft. Oft ist dann in der Trockenzeit kein Vorrat mehr da, was eine Hungerzeit nach sich zieht. Denn der Erlös der Ernte musste für Schuldentilgung genommen werden. Also macht man wieder Schulden, damit man, jetzt teures, Essen kaufen kann. Hier kommt die Genossenschaft ins Spiel, die dafür sorgt, dass in der Hungerzeit Vorräte bezahlbar vorhanden sind.
 
Elefantengras ist lecker

Man hat auch einige Kühe, die mehr Milch geben, als die einheimischen Buckelrinder im Verhältnis 1 Liter zu 10 Liter. Die Milch kommt den Kindern der Schule zugut, um den verbreiteten Eiweißmangel zu begegnen. Es läuft noch im kleinen Stil, aber es ist ein guter Anfang. Dies alles ist nur möglich, weil immer wieder Menschen das ihre tun mit Spenden, gutem Rat, ja und auch Gebeten.
Einer diese Menschen ist ein ehemaliger Landwirtschaftslehrling in Oerrel, der heute an der Universität Kampala Ökolandwirtschaft unterrichtet. Durch ihn bekommt die Schule eine Ökogasanlage. Bei ca 1500 Menschen und 10 Rindern kommt so allerhand Brennstoff zusammen. Man hofft, mit dem erzeugten Gas die Küche das Essen kochen zu lassen. Da es ein Prototyp und Versuch ist, bekommen wir die Anlage geschenkt, Wartung und Schulung der zukünftigen Verantwortlichen inklusive.
Also alles im grünen Bereich? Es gibt schon noch Dinge, die unruhigen Schlaf herbei führen könnten.
Aber bisher hat sich immer eine Tür aufgetan, so hoffen wir auf weitere Türen.
Im Moment ist unser vordringliches Projekt die Gestaltung des Weihnachtfestes. Da gibt es wieder für jedes Waisenkind ein neues Kleid/Hemt u Hose und ein Paar Schuhe und was kleines feines zum Freuen.
Geschenke zu schicken hat sich nicht so gut bewährt. Das Porto ist sehr teuer und nicht immer kommen die Pakete unbeschadet an.


 
Das Hopehouse

Das sogenannte HopeHouse, Haus der Hoffnung, hat uns wieder schwer beeindruckt. Dort lebt und arbeitet ein Ehepaar mit 4 eigenen Kindern, 28 Waisen, oft AIDS positiv, und einem 4 Personen Team. Die größeren gehen in die Schule und sind dann abends in der Familie, die kleinen sind den ganzen Tag dort.
Anna (r) und Christine
Der Hausvater Joseph berichtet, wie die Kinder meist aus total zerrütteten Verhältnissen kommend, zunächst nicht in der Lage sind, eine Beziehung aufzubauen, dann aber ganz einfach in diese große Gemeinschaft aufgenommen werden und langsam erst mal lernen, dass ihnen hier niemand übel will.
 
 
Wie die kleine Anna, die mit ihrer Schwester neben der toten Mutter aufgefunden wurde. Man informiert die Oma, die jedoch nicht in der Lage ist, die beiden zu versorgen. Heute ist Anna ein fröhliches Kind, das sofort ins Auge fällt mit ihren langen Locken, wenn sie bei Musik und Singen tanzt.
Dann die kleine Christine, sie kommt daher wie eine dreijährige muntere, an allem interessierte Person.
Sie fanden Nachbarn ihrer völlig überforderten Oma in deren Hühnerstall. Dort hatte die Kleine  die meiste Zeit ihres Lebens verbracht. Sie konnte nicht laufen, nicht reden, auch nicht verstehen. Man schätzt ihr Alter auf 6 Jahre, als man sie findet. Heute lebt sie in Geborgenheit im Haus der Hoffnung.
In Natur sieht es noch etwas schlimmer aus
Aufregend war unsere Reise schon noch auch. So wollten wir eine der Schulen in den Bergen besuchen und hörten schon, dass das etwas schwierig werden würde, denn ein Erdrutsch hätte die Strasse weggerissen,
„ "aber wir schauen mal". Es war dann in der Tat so. dass der Straßenverlauf einen Abgrund aufwies. Man hatte in die stehen gebliebene Böschung notdürftig eine neue Fahrbahn geschaffen, die jedoch in mir kein großes Vertrauen geweckt hat. Unser Fahrer quälte dann den Schulbus über diese Stelle, die wir Mitfahrer lieber zu Fuß überquerten, was auch nicht so toll war:  Ein ca. 20 cm breiter Steg zum Gehen, links der Abgrund, rechts der Morast. Zurück ging es dann per BodaBoda, Motorradtaxi, da es zu regnen begann und unser Bus schleunigst zur „Hauptstrasse" zurück musste. In der Schule jedoch war uns herzlichster Empfang sicher.
Jeskas Rohbauhaus dient als Behelfsschule

"Mutter und Tochter"
Was gibt es noch zu berichten? Den Fortgang des Schulneubaues für Jeska. Wir berichteten schon von ihr, die älteste Pflegetochter von Elisabeth. Die nach ihrer Heirat im Heimatort ihres Mannes eine Schule begann mit allereinfachsten Mitteln, aber von der Bevölkerung getragen. Ihr finanziert eine Hamburger Stiftung die Gebäude. Einige Lehrer helfen ihr heute, die 250 Kinder zu unterrichten. Zurzeit in ihrem eigenen Haus, das noch Rohbau ist.

Ganz ähnlich Rose, eine wegen Kinderlähmung gehbehinderte Frau. Im Waisenprogram durchlief sie die Butiru-Schulen. Sie ging nach Ihrer Ausbildung zur Lehrerin in ihr Heimatdorf, überzeugte die Dorältesten, ihr zu helfen und begann einfach.
An anderen Stellen denken die Ältesten ganz anders: Man ist sehr böse auf die Schule, "weil sie „die die Mädchen verdirbt". Die haben plötzlich was dagegen, mit 14 oder jünger verheiratet zu werden. Schließlich ist so eine Frau mindestens 3 Kühe wert. Nein, sie wollen lieber zur Schule gehen.
Wir haben diese Kinder gesehen im Unterricht. Es war ein Vorbereitungskurs zur Aufnahmeprüfung in die Sekundarschule. ca 180 Kinder und volle Aufmerksamkeit.
Der Leiter dieser Schule wurde schon verprügelt und falsch verklagt und oft bedroht. Doch er und seine Lehrer bleiben, weil sie wissen, wie wichtig ihre Arbeit dort ist.Und die Kinder kommen und wollen lernen.
Bei unserem Aufenthalt in Butiru lernten wir unsere Patenkinder persönlich kennen. Manche waren schüchtern, andere keck, wie Kinder so sind. Wir lernten, dass kleine Kinder leicht einen Sponsor finden. Schüler, die in das Berufsleben wechseln wollen oder gar studieren, haben es viel schwerer, jemanden zu finden, sie sind eben nicht mehr klein und knuddelig.
Wir haben die Witwen gesehen, wie sie die Ketten arbeiten. Und wie ihnen diese Arbeit Gemeinschaft untereinander schenkt. Wir sahen die Kinderkrippe, hier können die Lehrerinnen ihre Babys abgeben, während sie unterrichten und in der Pause mal eben nach dem Rechten sehen. Es gibt nur so gut wie kein Spielzeug. Ein paar Matratzen an der Wand entlang ist fast die gesamte Ausstattung.
Kettenproduktion und Minimarkt Tomatenangebot
Kinderkrippe, kaum Einrichtung aber Liebe

 
 
Wir sahen die Mütter kochen, meist immer noch auf drei Steinen, mit offenem Feuer drunter, und das Ergebnis ist wirklich schmackhaft, nur nicht sehr viel Abwechslung. Allerdings esse ich zu Hause auch jeden Tag Kartoffeln.
Es bleibt viel zu tun in Uganda. Das Gefälle von den großen Städten zum Hinterwald ist enorm. Wir fangen ganz unten an, helfen Bildung möglich zu machen. Wir können nur Anstoß geben, entwickeln müssen sich die Menschen hier selbst und ja, sie müssen wohl auch ihre eigenen Fehler machen dürfen. Zu lange hat der weiße Man gemeint, ihnen den „richtigen" Weg aufdrücken zu können/müssen. Auch heute ist er noch nicht frei davon, wir sind immer noch in der Gefahr von oben nach unten unsere Almosen zu verteilen und uns dann zu ärgern, wenn die Dankbarkeit unserer Meinung nach nicht deutlich genug zum Vorschein kommt.
Nur wenn uns dieses bewusst wird, können wir, jeder persönlich und für sich, daran arbeiten, wirkliche Freundschaften zu schließen und Gastfreundschaft dankbar anzunehmen. Vielleicht ein wenig lernen, etwas von der Gelassenheit der Africantime in unser Leben aufzunehmen. Nicht jetzt lässig werden, nur ein wenig gelassener.
Unsere Reisegruppe hat viel gelernt, alle haben prächtig durchgehalten, niemand wurde ernsthaft krank und die meisten, wenn nicht alle werden zu Hause von Butiru berichten und dafür werben, unseren Freunden zu helfen sich selbst zu helfen.

 

Auch die Stärksten rafft es mal dahin

Wie schön, dass es hier so viele Menschen gibt, die das schon seit Jahren auf vielfältige Art tun. Ich bin immer wieder erstaunt und erfreut über die vielen Ideen, die unsere Arbeit weiter bringen.
Der Alltag hat uns wieder, aber es ist nicht derselbe wie vorher. Wir haben gelernt, dass es hinter unserem Tellerrand noch mehr gibt und der Mittelpunkt des Universums sind wir auch nicht.
Danke an alle, die in dieser Erkenntnis mit uns gehen.
Der Butiru Freundeskreis iA  Manfred Wardin

 
                                    Alle Bilder von Siegrid, danke.
 
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Hier jetzt der Bericht von Sylvia

 
Mit dem Freundeskreis Butiru unterwegs 
Vom 20.Oktober bis 4.November war ich mit  insgesamt 11 Mann ( Frauen ) in Ostafrika/Uganda/Butiru unterwegs.
Für mich war, es nach 17 Jahren, die zweite Reise nach Uganda und so war ich mächtig aufgeregt was sich alles verändert hat.
Zu Besuch...
Und es hat sich eine Menge geändert. Vor 17 Jahren war Elisabeth noch in Mbale und hatte dort mit der Chrisco Gemeinde ein Krankenhaus und ein paar Schulen. Vor 17 Jahren durfte ich bei Pastor Otim und seiner Familie wohnen und es war sehr komfortabel; es gab immer Strom und wir hatten eine Toilette mit Spülung. Dort hatten einige diesen Komfort nicht. Strom gab es nur von 19 bis 22 Uhr und Toiletten mit Spülung sind Luxus.
..bei Freunden
Jetzt ging es also nach Butiru! Alleine die Fahrt war schon sehr aufregend. Es war stockdunkel und die vielen Schlaglöcher der Straße hat man manchmal erst sehr spät gesehen, also wurden die Knochen ziemlich durch geschüttelt, und dann wie aus dem nichts tauchte Butiru auf. Wir wurden schon erwartet, das muss man sich vorstellen, man kommt im Dunkeln dort an, macht die Autotür auf und wird von, ich weiß nicht wie vielen, schwarzen Menschen, die man nicht kennt in den Arm genommen und willkommen geheißen. Ich finde das war ein sehr schönes Gefühl und die Müdigkeit war wie weg geflogen. Nach einem hervorragenden Abendessen wurden wir dann zu unseren Unterkünften gefahren.
Meine Gastgeber

Ich war mit Sonja bei Willy und seiner Familie untergebracht und dort war alles ganz anders als in Mbale, es gab keinen Strom, keine Toilette mit Spülung sondern nur eine Latrine und es gab auch kein fließendes Wasser. Das Badezimmer war außerhalb und das Wasser kam aus dem Brunnen und war eiskalt. Dennoch sind wir mit einer Herzlichkeit aufgenommen worden die einfach entwaffnend war.
Wir haben viel gesehen und es war auch manchmal sehr aufregend. Nur kurz erwähnt die Straßen waren nach dem Regen immer sehr glitschig und sehr rutschig. Unser Bus, immerhin der Schulbus von Butiru, hatte überhaupt kein Profil mehr auf den Reifen  und so wurde manche Fahrt gerade in die Berge zu einer wahren rutsch Partie.

Hier gehen wir lieber zu Fuss

 Ich glaube wenn wir keinen Allrad gehabt hätten und vor allem so gute und besonnene Fahre wären wir manches Mal nicht angekommen. Oder unsere zweite Fahrt nach Mbale wir sind mit dem letzten Tropfen Diesel und obwohl wir unterwegs nochmal Diesel nachgetankt hatten dort angekommen. Nachtanken in Uganda ist auch sehr interessant man hält dort in einem Dorf an, kauft dann 3 Liter Diesel, was sehr teuer ist, der wird dann aus Plastikflaschen und mit einem Trichter in den Tank gefüllt.
Ich danke allen die ihre Zeit für uns geopfert haben und natürlich Gott denn wenn der nicht seine Hand über uns gehalten hätte wer weiß was dann alles passiert wäre.
Ein herzliches "Willkommen"
Mich hat aber am meisten und wie schon beim ersten Besuch die Freundlichkeit und die Herzlichkeit der Menschen dort imponiert. Überall wo wir waren, ob zu Besuch bei den Schulen, privat bei unseren Gastgeber oder ob wir unsere Patenkinder zuhause besucht haben, wir sind immer freundlich und herzlich und mit so viel Dankbarkeit  begrüßt worden. Ich hatte immer sofort das Gefühl ich bin bei Freunden zuhause und das war einfach großartig.
Und dann kam leider der Abschied. Es war eine wundervolle Zeit. Ich habe viele neue Freunde gefunden sowohl in der Reisegruppe als auch in Butiru.
Steht mir, oder?
 
Mein ganz besonderer Dank geht an Manfred der diese Reise organisiert  und geleitet hat und ich finde wir hätten keinen besseren Reiseführe haben können.
Zum Schluss noch ein Satz:
Ich fliege irgendwann wieder nach Butiru.

God bless you all,    Sylvia

 

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