Freitag, 20. April 2012

Tagebuch 2

Liebe Freunde!                                 Butiru, 19.4.2012                            



Die Welt ist durch Internet sehr schnelllebig geworden, empfindet Ihr des auch so? Immer mehr Info muss immer schneller rüberkommen. Noch vor 20 Jahren gab es in ganz Ostuganda nur ein Telefon und das stand im Postoffice in Mbale.
Ein Gespräch musste etliche Stunden vorher angemeldet werden und wenn man Glück hatte, kam man an dem Tag mit an die Reihe. Dann gaben sie einem 3 Minuten Zeit, und die Verbindung war meistens sehr schlecht.
Als Joel 1996 geboren war, konnten wir meinen Eltern erst nach einigen Tagen per Telefon Bescheid geben. Briefe dauerten, wenn sie denn ankamen, drei bis vier Wochen.
Und heute gehe ich ins Internet in Mbale, drücke ein paar Tasten (wenn nicht gerade Stromausfall ist) und habe die Briefe einer ganzen Woche wohlbehalten bekommen. Und für die Antwort braucht es nicht einmal Papier oder eine Briefmarke.
Trotzdem bin ich irgendwie froh, dass Butiru noch nicht verinternetzt ist. Wir befinden uns in einer Grauzone, die vom Netz nicht recht erfasst ist. Auch der Mobilfunk fürs Telefon tut sich in Butiru noch schwer.
Aber wir sind nicht traurig. So haben wir den Kopf frei für all die vielen Dinge, Gedanken und Gespräche, die Tag für Tag erledigt werden müssen. Bauarbeiten, Schulbetriebe, Waisen- und Witwenbetreuung, Hope House, Kühe und Landwirtschaft, Genossen­schaft (wir erwarten im Mai drei neue Kälbchen), Kirchen- und Evangelisationsarbeit...
Man hat auch noch Freiraum an Sachen, wie Verbesserung der hiesigen Landwirtschaft, herum zudenken. Im Moment träumen wir von einem Trecker mit Pflug.
Dann hat man abends noch Zeit und Kraft mit dem Ehepartner und den Kindern zu reden, Enkelkinder zu füttern, einen Tee bei Nachbarns zu trinken, ein bisschen im Garten zu hacken oder ein Buch zu lesen (die beiden letzten sind meine Hobbies). Man wird nicht so wirr mit allem Weltgeschehen, an dem häufig doch nichts mehr zu ändern ist, bzw wir nichts ändern können.

Einer unserer Lehrer, Mr. Kunikina, ist aus dam Südsudan zurück­gekehrt. Er hat dort bei Gründung und Betrieb einer kleinen Grundschule in Gudele (möglich Dank Unterstützung durch die Realschule in Füssen) geholfen. Und bekam jetzt Angst, well es in Gudele heftige Schiessereien mit etlichen Toten gegeben hat. Teacher Mukhwana mit den beiden sudanesichen Mädchen, die beim Unterricht helfen)sind weiterhin in Gudele und halten die Stellung. In Butiru beten wir täglich fur alle.

Schulbildung ist so wichtig im Südsudan, nach dem jahrzehnte­langen Kriegszustand. Es ist einer der Wege, den Menschen aus ihrem Stammesdenken mit den vielen kriegerischen Fehden heraus­wachsen zu helfen.
Wir suchen nun einen neuen Lehrer, der die Arbeit von
Mr. Kunikina im nächsten Trimester weiterführen kann.

Bel Interesse könnt Ihr meinen Bericht zum Südsudan lesen, der auch in Manfred's Blog zu finden sein sollte.
  Diese Woche hat die Kirchenvereinigung eine Evangelisationsveranstaltung in dem Ort Makhutano, um dort die kleine anglikanische Kirchengemeinde zu stärken. Makhuntano ist oben in dem dicht besiedelten Tsekululu Subcounty gelegen. Viele Menschen hängen dort weiterhin dem alten Götterglauben mit den unguten Beschneidungsritualen an.  
Viele liebe Grüsse  Elisabeth

Montag, 16. April 2012

Elisabeths Tagebuch


Liebe Freunde.
Butiru, 14.04.2012
Manfred bittet mich, Euch allen mehr regelmäßig über unser Leben und unsere Arbeit Bericht zu erstatten. Und es geschieht wirklich jede Woche soviel, was es wert wäre zu berichten. So habe ich beschlossen, eine Art Tagebuchschreiben zu beginnen. Die Seiten sende ich dann an Manfred und hoffe es macht nicht zuviel Mühe, dann das Nötige vom Unwichtigen zu sortieren.
Diese letzte Woche nach Ostern waren unsere vier Mädchen Hannah, Angela (ein adoptiertes Waisenkind). Christine und Ruth, und auch ich selber alle krank mit Malaria. Manche Malariaanfälle steckt man schnell weg und ist am nächsten Tag schon wieder recht fit. Aber dieses Mal dauerten die Fieberschübe mit Erbrechen, starken Kopf- und Gliederschmerzen bei uns allen mehrere Tage und die Medikamente wollten zuerst nicht recht anschlagen. Seit gestern wird es nun aber besser. Letzte Nacht hatte nur unsere Jüngste Ruth noch einen Fieberschub.
Es wäre solch ein Segen, wenn die Wissenschaft einmal ein dauerhaftes Mittel (etwa Impfstoff) gegen diese Malariaplage finden könnte. Jeder Mensch, der über längere Zeit hier in den Tropen wohnt, hat mit Malaria zu kämpfen. Pro Jahr gibt es meist zwei bis drei Schübe zu bewältigen. Erwachsene und auch die größeren gesunden Kinder werden mit den Schüben gut fertig. Aber schwangere Frauen, kleinere Kinder, ältere Menschen und auch kranke Menschen (wie z.B. durch HIV geschwächt) leiden sehr an diesen immer wiederkehrenden Anfällen. Hinzu kommt, dass die Anfälle meist auftreten, wenn viel Arbeit anliegt, wie z.B. im Moment Beginn der Regenzeit. Alle Äcker müssen bewirtschaftet werden, wenn da die ganze Familie eine Woche oder noch länger ausfällt, ist es schlimm. Geschweige denn von den zusätzlichen Kosten für Behandlung.
 Alle Äcker werden jetzt wieder grün, aber bis zur Ernte (und die Landbevölkerung lebt überwiegend von Landwirtschaft) dauert es ja noch 3-4 Monate und Geld ist knapp.

Haus einer Witwe
Heute früh werde ich mit Andrew Weyawo gleich nach dem Dorf Bumalanga fahren. Dort haben sie eine alte baufällige Grundschule, noch aus Kolonialzeiten. Gebaut aus Lehmwänden und stark einsturzgefärdet. Wir konnten über die Stiftung Kinder in Afrika einen Antrag für Schulneubau stellen und haben diese Woche die gute Nachricht erhalten, daß der Antrag genehmigt ist. So wollen wir heute früh mit dem Vorarbeiter und Andrew das Fundament ausmessen. Andrew ist einer unserer langjährigen treuen Mitarbeiter, der verantwortlich für den Ankauf aller Baumaterialien ist. Und das ist ganz schön viel Arbeit.
Zur Zeit bauen wir auch bereits Klassenräume für unsere Abiturklassen in Butiru, Lehrerwohnungen für Sekundarschullehrer, dann Ausbau unserer Vorschule, deren Schülerzahl mittlerweile auf 200 angewachsen ist. Fertig gebaut sind seit Januar d.J. bereits ein Schulblock in Bumatanda (nicht zu verwechseln mit Bumalanga) sowie ein Schlafsaalblock für unsere Butiru Sekundarschule.
Ein Wort zu den vielen Orten, die mit Bu..". beginnen. Butiru, Bubulo, Bupoto, Bubutu, Bumbo etc. Diese Namensgebung zeigt an, daß die Orte zu Bantustämmen gehören, die ja die südliche Hälfte Ugandas bevölkern. In der nördlichen Hälfte leben mehr nilotische Stämme.

So, nun steht Andrew auf der Matte und wir wollen los. Viele Grüße von Elisabeth