Mittwoch, 2. Juni 2010

Magdalenas Butiru - Eindrücke

Magdalena war drei Monate lang in Butiru und hat in der Waisenarbeit geholfen. Hier ist ihr Bericht:

Mulenbe!
Elin täglicher Gruß in Lugishu . Lugishu ist eine der 60 Sprachen in Uganda, die hier gesprochen wird.
Mein Name ist Magdalena, ich bin 20 Jahre alt und hatte das Glück die letzten drei Monate an diesem Ort zu verbringen. Eine beeindruckende, prägende und wunderschöne Zeit.
Butiru, ein Dorf. in dem so vieles und fast alles. im Vergleich zu Deutschland, mit einem großen Unterschied anders ist. Die Natur, logisch, viel tropischer, die Menschen und die Kultur viel afrikanischer.
Auf die Natur und die äußeren Gegebenheitsn konnte Ich mich persönlich gut einstellen:
Das Essen, Poscho und Beans, Matoke, Sweetpotatoes Und Reis mit unterschiedlichen Greens oder manchmal auch Fleisch. Einfach, sogar lecker, aber vor allem sättigend,denn hier ist das Essen eine Notwendigkeit, die erfüllt werden muss.
An das elektrizitätslose Leben, ohne Kühlschrank, Fernseher oder Licht; obwohl Mwakas sich den Luxus einer Solarplatte für’s Licht leisten konnten, habe ich mich so schnell gewöhnt, dass ich fast nicht mal mehr sagen kann, wofür wir in Deutschland den Kühlschrank brauchen.
Ein Besen mit Stiel ist zwar angenehmer aber es geht auch mit zusammengebundenem Gras, schließlich fegt unsere 80 jährige Kukhu immer noch fast täglich den Compound ums Haus herum. Wozu ein  Kehrblech wenn es die Hände ähnlich gut tun und man den Rest vor die Tür fegen kann?
Auch das Tellerwaschen mit einem Fetzen Plastiksack und Seife funktioniert. Im manuellen Kleiderwaschen bin ich noch kein Profi aber sicher ein gekonnter Anfänger.
Ähnlich wie beim Essen mit den Fingern, was außerdem ein ganz anderes Lebensgefühl hervorruft, denn kaum etwas ist so gefühlsintensiv, wie Matoke mit der Soße zu vermengen oder Reis und Beans zum Mund zu balancieren.
Leider heiße ich immer noch jede Wolke und die gerade einsetzende Regenzeit sehr willkommen, denn die Temperaturen in der glühenden Sonne sind noch am gewöhnungsbedürftigsten.
Auch tue ich mich schwerer im Tragen-von Röcken aber wer weiß, ob diese Einstellng auf dem Dorf nicht auch noch liberaler wird.
Die Toiletten, Löcher mit Fallgrube, gehörten schneller zum Alltag, als ich erwartet hatte. Nach zwei Wochen hat der Gestank keine Schwindelgefühle mehr hervorgerufen und erst mit dem Zusammentreffen mit einer richtigen Toilette mit Klobrille nach drei Monaten ist mir der europäische Luxus wieder in den Sinn gekommen.
Die Kultur und die Menschen sind mindestens genauso unterschiedlich, aber nicht halb so einfach, wie die äußeren Umstände. Auch hier kann ich nur vom Landleben und der ländlichen Bevölkerung reden, denn das war mein bisher größter Kontakt. Hier spürt man die pure Lebensenergie, die das Land und die Menschen ausmacht.
Zeit ist relativ, hier in Butiru ist sie beinahe zum Stillstand gekommen. Auf der wüstenroten Strasse tummeln sich Frauen und Männer, ja sogar Hühner, Kühe und Ziegen, die scheinbar ziellos umher schlendern. Boda Bodas harren im Schatten des Mangobaumes aus, um ihren Dienst als schnellere Transportmöglichkeit anzubieten und werden hin und wieder in Staubwolken von vorbeirasenden Matatus gehüllt. In den winzigen Verkaufsräumen der Shops ist alles von Waschmittel und Schreibwaren über Getränke, Brot und Süßigkeiten bis hin zu Pflanzenschutzmittel und Klopapier, was hier übrigens als Luxusartikel zählt, gestapelt. Auf den Veranden davor sitzen die Männer, sinnieren. spielen Karten oder beobachten das gemütliche Treiben.
Diese Atmosphäre spiegelt sich sowohl in der Arbeitsmoral wieder, „Was ich heut' nicht will besorgen, das verschieb ich doch auf morgen“, als auch im Umgang mit Besuchern, denn diese werden einfach im Wohnzimmer plaziert und am Kohlekocher das einzige Hühnchen gerupft, um es mit einer Soda (Cola, Fanta) aus dem nächsten Dorf dem Freund zu servieren. Jedem wird mit der freundlichen afrikanischen Art begegnet und über Gesundheit und Neuigkeiten ausgefragt. Es wird viel gelacht, gewitzelt und, gerade von den ältesten Damen, werden die "härtesten“ Sprüche gerissen.
Manches an der ugandischen Kultur ist für mich immer noch schwer nachzuvollziehen, wie zum Beispiel die Beschneidung, die in manchen „Tribes" 16-18 jährigen Jungs während eines Festes durchgeführt wird um ihnen Männlichkelt zu verleihen, was in einer Art von Orgie endet. Auch ist das Beschenktwerden anders, oft werden Geschenke gefordert, aber erst im Verborgenen geöffnet oder als Reaktion eine kontrollierte Miene gezeigt.
Die größten Konflikte hat mir jedoch die hiesige Rolle der Frau bereitet. Eine Dienerin des Mannes, die als sein Eigentum verstanden wird. Sie produziert Kinder als Nebenprodukt und hat Nebenfrauen ihr Ehebett abzutreten. Gott sei Dank, dass viele dieser Gebräuche schon unter christlichem Einfluss stehen, denn dieser bringt einen anderen Geist.
So ist der Spirit und die Energie generell positiv, nur wie stark positiv hinter der soliden Fassade jeder Einzelne ist, ist schwer zu erkennen. In jedem hat der Stempel der Schicksale innere Härte hinterlassen.
Sage mir, wie kann man ertragen, in einem Schlammfeld nach seiner, von einem Erdrutsch verschütteten Familie zu graben, als Waise von fremden Verwandten zu noch fremderen Menschen geschoben zu werden, seine sechs, an Masern gestorbenen Kinder, zu beerdigen, auf Grund der "Schoolfees“ keine Chance auf eine Ausbildung und somit Zukunft zu haben oder nie das Gefühl von Liebe der Eltern zu bekommen.
Gegen die Mutlosigkeit wird zusammen gekämpft und der Glaube an Gott gibt Kraft und neue positive Energie:
Mit unserem neuen Projekt „Microfinances“, das Witwen und anderen Frauen mit Hilfe von kleinen Krediten die Chance auf ein Business gibt, das Lebensgrundlage bringt, versuchen-wir Hilfe zur
Selbsthilfe zu leisten. Organisationen, wie „Stiftung Kinder in Afrika“, BMZ oder Bingo, machen es möglich, dass Schulen in den abgelegensten Dörfern gebaut werden können, wie die neue Grundschule in Bumbo für mittlerweile 300 Schüler. Und Butiru bekommt die Möglichkelt auf neue Mitarbeiterhäuser, Grundschulklassen, was die Klassenstärke auf nur noch 40 Schuler von vorher 80 bis manchmal 100 reduziert, und Physik- und Chemieversuchsräume.
Mit euch als Paten, gebt ihr Waisen und armen Kindern die Chance auf eine Zukunft.
Mir war vorher noch nie so klar, dass es wirklich auf jeden einzelnen Spender ankommt und dass mit 30 € im Monat schon Leben verändert werden, Kinder bekommen ein Zuhause, warme Malzeiten und Bildung. Und was sind ein paar Süßigkeiten schon wert, verglichen mit dem Strahlen eines Kindes.

Ganz herzliche Grüsse, vor allem auch von Elisabeth und Erasmus!

Magdalena

(Klick mal)     http://www.youtube.com/watch?v=eMso-ZK3WvE