Samstag, 5. September 2009

Enno hat wieder eine Mail geschickt

Lieber Manfred! Nun nähert sich meine Reise schon dem Ende. Eine Woche bin ich noch bei Elisabeth, bevor ich am 11ten nach Kampala fahre um ein paar Volontäre zu besuchen, die ich auf dem Flug kennengelernt habe. Mein letzter Bericht ist glaub ich 2 Wochen her. Ich weiß gar nicht mehr genau,was alles passiert ist. Ich versuch mich mal zu erinnern :):Die meisten Tage begannen mit einem leckeren Frühstück bestehend aus Tee mit Milch, Bananen oder Ananas, manchmal geröstete Erdnüsse und ab und zu auch Brot mit Marmelade. Danach haben " Teacher David „, ein Biologie Lehrer, der für ein Jahr in Butiru unterrichten wird und gleichzeitig mein Zimmergenosse ist, abgewaschen. Da Elisabeth eine große Familie hat und zusätzlich noch abwechselnd verschiedene Bekannte aus Butiru zum Essen kommen, kann das Abwaschen schon mal bis halb 10 dauern. Danach machte ich mich mit David meist auf den Weg zur Schule. Es sind eigentlich gerade Ferien, aber es wird ein Ferienunterrichtsprogramm angeboten, sodass ich einige weitere Stunden Mathematik unterrichten konnte. Es machte sehr viel Spaß. Außerdem erinnere ich mich an einen wunderbaren Ausflug zu den Sippi Waterfalls. Diese liegen bei Karpchowa in den Bergen bei Mbale (1 Stunde nördlich von Butiru gelegen ist Mbale die naechst groessere Stadt, in der man Internet und Einkaufsmoeglichkeiten findet). Nachdem wir einige Verhandlungen über eine Gruppenführung hinter uns gebracht hatten, führte uns ein Einheimischer in ein Tal. Der Pfad war teilweise steil und nur von den einheimischen Farmern getrampelt, die an den Berghängen ihre Früchte und Pflanzen anbauen. Doch es lohnte sich! Ein bestimmt 100m hoher Wasserfall fiel direkt vor uns in einen kleinen Teich. Am Samstag habe ich mit Joel, Philip (Elisabeths Söhne) und David das Premierleague Match Arsenal gegen ManU im Dorf angeschaut. Ein Fernseher ist die absolute Ausnahme und so versammeln sich abends alle in einem 20qm grossen Raum um Filme oder Fussball anzugucken. Eintritt ist 500 USH, ungefähr 15 Cent. Da die englische Liga hier absolut beliebt ist, war der Raum am Samstagabend rappel voll. Am Anfang schon etwas beängstigend, da der Raum auch noch abgedunkelt ist. Doch als das Spiel begann und alle voll und ganz konzentriert auf den kleinen Fernseher starrten konnte ich mich auch entspannen und genoss einen 2:1 Sieg von ManU, wobei Arsenal den Sieg eigentlich eher verdient hätte ;)! Übrigens habe ich gestern mit dem hiesigen Dorfklub ein 2:2 gegen die Nachbarn aus Buhadala erkämpft. Als wir zum Spiel ankamen, wusste ich noch nicht, dass ich auf einem Fußballfeld stehe: Hügel und Löcher überall, keine Tore, einige kleine Sandwege und merkwürdige Rinnen, die über das Feld führen. Doch als wir uns zur Aufstelllung formierten, erkannte ich plötzlich, dass diese Rinnen den Mittelkreis sowie Feldlinien darstellten. Tore wurden schnell aus langen Stöckern und Lianen gebaut und dann sollte es losgehen. Doch auf einmal Unruhe: Der Schiedsrichter hatte keine Pfeife! (ja auch den gibt es, und er hat sogar rote und gelbe Karten dabei). Also verzögerte sich der Beginn nochmal um 15 Minuten bis irgendwer eine Pfeife brachte. Das Spiel war dann sehr ausgeglichen, doch mit dem 2:2 stehen wir als Sieger da, da das Hinspiel 2:1 für uns ausgegangen war. Leider gab es auch einige traurige Momente. "Tante Josephine", die an Aids leidet, ist wieder sehr krank geworden. Sie hilft Elisabeth im Haushalt und reist herum um über Aids aufzuklären. Es ging ihr wirklich schlimm, doch durch Elisabeths Unterstützung ist es möglich, dass sie im Krankenhaus behandelt wird. Wir hoffen, dass es ihr besser geht, wenn wir sie heute besuchen. Auch die Schwester von Teacher David - vermutlich ebenfalls an Aids erkrankt - wurde krank. Er war sehr traurig und versuchte alles in Bewegung zu setzen um von Freunden ein wenig Geld zu bekommen. Die Leute haben nicht wie in Deutschland eine Versicherung, sodass man, wenn man ins Krankenhaus will, privat bezahlen muss. Es ist noch nicht mal viel: 20 Euro brauchte David, die er als Vorschuss von seinem Gehalt erhielt. Überhaupt ist die Armut für uns unvorstellbar. 5 Euro sind hier so viel Geld! Da meine Internetzeit ausläuft muss ich mich nun kurz fassen. Ein kleines Beispiel: Ein Mittagessen in einem Restaurant für 5 Personen kostet zwischen einem und zwei Euro. Und dafür kriegt man schon was Leckeres! Nicht die Nationalspeise "Posho" ;) an die ich mich aber auch schon gewöhnt habe! Vermutlich war das mein letzter Bericht! Vielleicht nochmal in einer Woche!Liebe GrüßeEnno